Umkämpfte Erinnerung

veröffentlicht am 23.09.14 von Johannes Augenstein

Die lange Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit in El Salvador

Vortrag und Diskussion mit Margarita Zamora von der Vereinigung zur Suche nach den verschwundenen Kindern in El Salvador

Freitag, 17.Oktober 2014, 19:00 Uhr

Treffpunkt Petershausen, Georg-Elser-Platz 1, 78467 Konstanz

auf Einladung von Weltladen und Amnesty International Konstanz

Umkämpfte Erinnerung

Die Gesellschaft des zentralamerikanischen Landes El Salvador ist tief gespalten. Der zwölfjährige Bürgerkrieg wurde 1992 beendet — die Wunden sind bis heute keineswegs verheilt. Angehörige, Opferkomitees und die Basis der früheren Guerilla (und heutigen Regierungspartei) FMLN ringen seit zwei Jahrzehnten um Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Sie recherchieren, errichten Gedenkstätten und kommen zu den Jahrestagen der Massaker an die Orte, an denen Streit- und Sicherheitskräfte Tausende ermordeten. Armee und Veteranenverbände wiederum lassen keine Zweifel aufkommen: Sie meinen bis heute, mit dem „Kampf gegen den Kommunismus“ das Vaterland gerettet zu haben. Der amtierende Verteidigungsminister General David Munguía Payés schätzt Ex-Militärs, die per Interpol-Haftbefehl gesucht werden, vor der Auslieferung an die spanische Justiz. Und die Militärarchive, in denen zahllose Menschenrechts- und Kriegsverbrechen dokumentiert sind, sind bis heute unter Verschluss. Die Straflosigkeit für beide Kriegsparteien ist nahezu vollständig.

Die Referentin aus El Salvador hat den Bürgerkrieg selbst miterlebt. Auf ihrer Rundreise durch Deutschland erzählt sie über ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, berichtet aber auch über den Kampf um die »offizielle Geschichte« und diskutiert mit uns darüber, was Erinnerung für die weiterhin von Armut und Gewalt geprägte Gegenwart ihres Landes bedeutet.

Margarita Zamora aus der Provinz Chalatenango sucht bis heute nach ihren vier von der Armee verschleppten Geschwistern. Seit elf Jahren arbeitet sie bei Pro Búsqueda, der Organisation, die nach den im Krieg entführten und verschwundenen Kindern forscht, von denen ein Teil auch ins Ausland zur Adoption gegeben wurde.